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HSV Handball - Der Champions League Sieger im Umbruch

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Jogi Bitter und Andreas Rudolph strecken die FaustFoto: Eibner-Pressefoto
14.08.2013 - 10:25 Uhr

In der Champions League hui, in der Bundesliga pfui – so lässt sich die jüngste Vergangenheit des HSV zusammenfassen. Beim Gewinn der europäischen Krone geriet fast in Vergessenheit, dass die Hamburger in der Liga ihren Ansprüchen hinterher laufen. Tabellenplatz fünf in der vergangenen Saison war die schlechteste Platzierung seit sieben Jahren. Ein Umbruch war daher unvermeidlich. Sechs Spieler wurden abgegeben, neun wurden geholt. 

An der finanziellen Situation ändert sich wenig. Mit einem Saisonbudget von geschätzten 9,1 Millionen Euro zählt der HSV weiter zu den Schwergewichten der Liga. Das viele Geld haben sie nicht zuletzt Mäzen und Großsponsor Andreas Rudolph zu verdanken. Laut Schätzungen des Hamburger Abendblatts trägt er ein Viertel des Budgets bei. Das Ziel, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, scheint noch in weiter Ferne zu sein. Die HSV-Fans sorgen jedenfalls nicht für einen finanziellen Aufschwung. Mit 5.150 Dauerkarten (Stand: 12. August) liegt man hinter den Vorjahreszahlen leicht zurück. Trotzdem: Von so einem Zuschauerandrang können die meisten anderen Bundesligisten nur träumen. 

Joan Canellas – ein Eckpfeiler der nächsten Jahre 

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Zarko Markovic kommt von Göppingen nach HamburgFoto: Eibner-Pressefoto

Die Weggänge von Igor Vori (32, Paris-Saint-Germain), Michael Kraus (29, Göppingen) und Marcin Lijewski (35, Wisla Plock) hinterlassen im HSV-Kader eine Lücke. Doch die Neuzugänge können sich sehen lassen. Rückraumspieler Davor Dominikovic (35, US Ivry) soll möglichst schnell eine Führungsrolle einnehmen. Besonders in der Abwehr, in der es Martin Schwalb oftmals zu leise war, sind seine klaren Worte gefordert. Die Position im rechten Rückraum wird Neuzugang Adrian Pfahl (31, VfL Gummersbach) einnehmen. Probleme am Ellenbogen machen ihm zwar das Leben schwer. Trotzdem dürfte er mit seinen Wurfvariationen und seinen guten Pässen auf die Außen eine gute Rolle spielen. Als Alternative wurde Zarko Markovic (26, Göppingen) verpflichtet. Aus gutem Grund: Die Hoffnung, dass der Langzeitverletzte Oscar Carlen (25) noch einmal zurückkehrt, schwinden zunehmend. 

Neuzugang Joan Canellas Reixach (26, BM Atletico Madrid) hatte in der Vorbereitung mit leichten Blessuren zu kämpfen, ist aber auf einem guten Weg. Trainer Martin Schwalb schätzt an dem Rückraumspieler besonders die Vielseitigkeit: „Er fühlt sich auf nahezu allen Positionen wohl. Er kann Bälle verteilen, ist aber auch selbst torgefährlich. Er wird ein Eckpfeiler der nächsten Jahre sein“. Die weiteren Neuzugänge sind der wurfstarke Rückraumspieler Petar Djordjic (22, Flensburg), der extrem fangsichere Kreisläufer Henrik Toft Hansen (24, Silkeborg), der schnelle und ehrgeizige Linksaußen Kentin Mahe (22, Gummersbach), Nachwuchstalent Kevin Herbst (19, eigene Jugend) und Torwart Marcus Cleverly (32, Lugi HF). Letztendlich geht es dem HSV darum, den Kader für die Zukunft zu finden. Mit Domagoj Duvnjak (25) verlässt der vielleicht momentan beste Rückraumspieler der Welt den HSV im Sommer 2014 Richtung THW Kiel. 

Ein zu großer Kader?

Martin SchwalbZoom
Martin SchwalbFoto: Eibner-Pressefoto

Bei einem Umbruch dieser Größenordnung ist nicht davon auszugehen, dass die Mannschaft gleich am ersten Spieltag eingespielt sein wird. „Es dauert sicher ein halbes Jahr, bis alle Spieler alle Spielzüge im Schlaf beherrschen“, sagt Martin Schwalb. Als den Titelanwärter Nummer 1 sieht er seine Mannschaft nicht zwingend: „Natürlich sind wir Champions League Sieger und haben gezeigt, dass wir alle großen Mannschaften besiegen können. Wir werden um jeden Titel kämpfen. Aber ich habe auch großen Respekt vor den Mitbewerbern wie Kiel, Flensburg, Berlin und die Löwen. Ich glaube auch, dass eine Mannschaft, die wir noch gar nicht auf dem Zettel haben, in die Top 3 vorrücken könnte.“ Der Trainer weiß, dass der Gewinn der europäischen Krone eine Bürde sein kann. „Für jeden Gegner ist es etwas Besonderes, den Champions League Sieger zu schlagen.“ Das Überangebot an guten Spielern könnte beim HSV einerseits ein Segen, andererseits aber auch ein Fluch sein. Bei 21 Profis, die aufrückenden Nachwuchsspieler aus der zweiten Mannschaft nicht mitgerechnet, wird der ein oder andere Nationalspieler die Spiele häufig von Draußen betrachten. Martin Schwalb sieht kein Problem: „Bei den vielen Spielen kann der große Kader ein Vorteil sein. Zumal wir auch jetzt schon einige angeschlagene Spieler haben.“ 

Das Kapitel Rost ist beendet

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Frank RostFoto: Eibner-Pressefoto

So viel Qualität die Neuzugänge auch haben mögen – für den meisten Medienrummel sorgte Frank Rost. Über 30 Journalisten und neun Kamerateams waren vor Ort, als er im Juni offiziell als neuer Geschäftsführer vorgestellt wurde. Mit seinen Kontakten und seinem bekannten Namen sollte der langjährige Fußball-Torwart neue Sponsoren anlocken. Keine zwei Monate später ist das Kapitel Rost schon wieder beendet. Der Grund: Der 40-Jährige fühlte sich bei der Verpflichtung von Markovic übergangen. Bereits zuvor rumorte es auf der HSV-Geschäftstelle. Laut Medienberichten soll Rost einige Mitarbeiter scharf kritisiert haben. Außerdem entließ er den langjährigen Pressesprecher Christian Pöhls, weil die Außendarstellung des Vereins nicht zu seiner Zufriedenheit war. Die Unstimmigkeiten in der Führungsetage werfen kein gutes Licht auf den HSV. Immerhin haben die Spieler die Möglichkeit, all das mit guten Leistungen vergessen zu machen. 

HANDBALL.DE meint: Auf dem Papier hat der HSV den stärksten Kader. Sollte es Martin Schwalb gelingen, innerhalb kurzer Zeit eine eingespielte Mannschaft zu formen, geht die Meisterschaft nur über die Hamburger.

Autor: Oliver Jensen
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