HCL-Trainer Norman Rentsch im Interview vor dem CL-Derby beim THC
Seit acht Monaten ist Norman Rentsch als HCL-Trainer im Amt. Wir haben mit ihm über das Abenteuer Leipzig, die bisherige Saison in der Champions League und die anstehenden Aufgaben gesprochen.
Nach 8 Monaten in Leipzig - Wie gefällt es dir hier?
"Mir gefällt es hier in Leipzig sehr gut. Es herrschen sowohl direkt um Umfeld der Mannschaft, als auch abseits des Spielfeldes tolle und professionelle Bedingungen. Die Fans unterstützen den Verein großartig und sind immer dabei."
Wie bewertest du rückblickend den bisherigen Saisonverlauf, was waren die Höhepunkte, was die Tiefpunkte?
"Wir wussten, dass mit dem Kader, der eine Kombination aus international erfahrenen Spielerinnen und jungen Spielerinnen mit Perspektive, die sich entwickeln wollen, alles möglich ist. Wir hatten viele tolle Momente, angefangen vom Sieg im Vorbereitungsspiel über Györ, der Champions League Qualifikation vor heimischer Kulisse, dem historischen Spiel gegen Budapest in der CL-Quali und den tollen Siegen in der Königsklasse gegen Hypo und Ljubljana bis hin zu dem Achtungszeichen, das wir im Heimspiel gegen Skopje setzen konnten. Auch in Skopje haben wir uns wacker geschlagen, um dauerhaft auf diesem Niveau anzugreifen, fehlte uns jedoch die Breite des Kaders und die Konstanz. 40 Spiele sind eine große Belastung, auch wenn im Training weiterhin alle toll mitziehen und immer gewillt sind mehr zu wollen. Fakt ist, wir haben uns als Qualifikant unter die besten 10 Teams der Welt gespielt und darauf können wir zu Recht stolz sein.
Zu den bittersten Momenten zählt ganz klar die Niederlage im Pokalviertelfinale gegen Oldenburg, als wir zwei komplett verschiedene Halbzeiten zeigten und uns ein mögliches Endrundenturnier vor heimischer Kulisse verspielten."
Wie wichtig war der emotionale Sieg in der CL-Qualifikation vor heimischen Fans?
"Das war natürlich ein extrem wichtiger Sieg, da wird dadurch an einen Punkt gelangt sind, dass wir auch absolute Spitzengegner schlagen können, wenn bei uns alle Spielerinnen ihre Leistung abrufen und die Fans hinter der Mannschaft stehen."
Auf internationalem Parkett musste unsere Mannschaft mehrmals Lehrgeld zahlen. Was nimmt man aus Spielen gegen Topmannschaften wie Wolgograd, Buducnost oder Skopje mit?
"Aus solchen Spielen nimmt man die meisten Erfahrungen mit, da einem im direkten Vergleich gezeigt wird, an welchen Stellen es gut läuft und an welchen nicht. Man muss in solchen Spitzenspielenauf allen Ebenen an die Grenzen gehen um sich bewähren zu können. Gegen solch kompakte Mannschaften mit einer hohen Leistungsniveau und dieser Geschlossenheit ist es natürlich schwierig. Wir haben uns aber nicht versteckt und boten im Vergleich zu anderen Mannschaften auch keine schlechteren Auftritte."
Wie wichtig ist es im Hinblick auf die kommende Saison, dass die bisherige Mannschaft zusammenbleibt und nur punktuell verstärkt wird?
"Wir haben vor der Saison die Mannschaft bewusst zusammengestellt. Es ist ein langfristiger Prozess. Die Perspektivspielerinnen sollen sich weiter verbessern, mit Verstärkungen wie Shenia werden wir den Kader in Breite und Niveau verbessern, auch um das Level halten zu können und weiter zu verbessern. Auch die Spitzenspielerinnen sollen dadurch entlastet werden."
Der HCL hat im nationalen und internationalen Vergleich eine sehr junge Mannschaft. Wie entwickelt sich das Team, welches Potential hat sie und wie wird es perspektivisch für die Zukunft gesehen?
"Unsere jungen Spielerinnen wurden nicht umsonst oft zu den besten Rookies der jeweiligen Champions League Runde ernannt. Dies zeigt, dass die Arbeit mit jungen Spielerinnen Früchte trägt. Das ist jedoch ein langer Prozess und man benötigt Zeit, Geduld und muss die Erwartungen oft bremsen. Dazu muss man lernen mit Niederlagen umgehen, da auch diese zum Sport dazugehören."
Wie anstrengend ist es immer auf die ständigen Verletzungen und Ausfälle reagieren und dementsprechend umplanen zu müssen?
"Saskia hat in ganz klar ein Seuchenjahr erwischt und Togga hat es nun zum zweiten Mal schwer getroffen. Vor allem der Start der Saison war mit den Verletzungen heftig, aber damit mussten wir leben und haben das größtenteils auch gut gemeistert. Bei dem schmalem Kader muss man dann kurzfristig immer umdisponieren und somit bekommen die junge Spielerinnen auch Einsatzzeiten."
In der Bundesliga steht der Schlussspurt an - warum ist die Liga diese Saison so spannend wie lange nicht mehr?
"Da ist die Belastung der Spitzenteams ein entscheidender Faktor. Der Fokus muss breiter gestaltet werden und es gibt keine wirklichen Ruhephasen mehr. Durch die schweren Gruppen im internationalen Geschäft waren wir und der THC von Anfang an gefordert. In Buxtehude erntet man nun die Früchte der jahrelangen guten Arbeit. Man hat dort ein gutes Team zusammen, das sich gut entwickelt und weiter reift. Die Mannschaft steht nicht umsonst mit nur vier Minuspunkten an der Tabellenspitze."
Was ist noch die Zielsetzung für die Endphase?
"Wir haben viele interessante und schwere Spiele vor uns. Sowohl auswärts, wie gegen Berlin, Blomberg, Oldenburg und Thüringen, als auch vor heimischer Kulisse gegen Leverkusen. Nach dem internationalen Geschäft muss sich nun wieder gesammelt und der Fokus auf die Liga gesetzt werden. Wir sind aber motiviert genug, um den internationalen Startplatz für die neue Saison zu erkämpfen und werden den Endspurt entsprechend angehen."
Am Wochenende steht das letzten Champions League Spiel beim Thüringer HC an. Wie will sich der HCL aus dem Wettbewerb verabschieden?
"Die Rollen sind klar verteilt. Wir sind raus, der THC ist weiter. Dazu beglückwünschen wir den THC von ganzem Herzen, denn für Deutschland haben wir zusammen viele Punkte gesammelt und das ist nun das Sahnehäubchen. Wir wollen unseren, beim Ligaspiel im Januar eingeschlagenen, Weg bei diesem Spiel weitergehen, das Tempo des Gegners annehmen und den Zuschauern ein tolles Spiel liefern. Der THC ist eine Mannschaft, die seit Jahren mit einem breiten Kader erfolgreich auftritt. Wir werden in jedem Fall hoch motiviert in die Partie gehen und wollen einen großen Kampf liefern, auch ohne Saskia und Togga."
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