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Benjamin Herth: Ein Spätstarter mit großer Zukunft

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Benjamin spielt als Ausgleich zum Handball gerne Tennis.Foto: HBW Balingen-Weilstetten
16.02.2012 - 13:15 Uhr

Viel wurde spekuliert: Würde Benjamin Herth im Tausch gegen Martin Strobel zum TBV Lemgo wechseln? Oder zieht es den 26-Jährigen vielmehr zu den Rhein-Neckar-Löwen? Gegenüber der Schwäbischen Zeitung setzte er den Spekulationen nun ein Ende. Er habe in Balingen noch einen Vertrag und führe mit niemandem Gespräche, stellte er klar. Sein Kontrakt läuft noch bis Sommer 2013. Er möchte seinem Verein, der ihn vor acht Jahren verpflichtete und zum Profi machte, treu bleiben. 

Trotz der klaren Aussage von Benjamin Herth waren die Spekulationen nur allzu verständlich. Die Spielgemeinschaft HBW Balingen-Weilstetten hat sich zwar hervorragend entwickelt und ist seit dem Jahre 2005 in der Bundesliga etabliert. Trotzdem dürfte der Tabellenelfte kaum den sportlichen Ansprüchen von Benjamin Herth genügen. Die Chancen, eines Tages in einem internationalen Wettbewerb zu spielen oder gar einen Titel zu gewinnen, sind in der 34.000 Einwohner Stadt Baden-Württembergs denkbar gering. Dabei ist Benjamin Herth ein Spieler, der vom sportlichen Potential in einen Spitzenverein gehört. Seine Sprungwürfe sind legendär. Der 188 cm große Athlet steht regelrecht in der Luft. Mit seinem Schlagwurfaufsetzer sorgt er regelmäßig für Torgefahr. Dass Trainer Rolf Brack seine Mittelmänner offensiv spielen lässt, kommt ihm dabei sehr zugute.Vor neun Monaten, im April 2010, durfte Herth sich erstmalig das Trikot der Deutschen Nationalmannschaft überstreifen. Unter Heiner Brand gab er sein Debüt im Spiel gegen Weißrussland. Er hat sich im Kreise der DHB-Auswahl noch nicht zu 100 Prozent etabliert, befindet sich aber immerhin im Blickfeld von Bundestrainer Martin Heuberger. Hinter Michael Haas und Matin Strobel ist er für die Europameisterschaft in Serbien als dritter Mann (sprich: als Reserve) nominiert worden. 

Der Spätstarter 

Steckbrief von Benjamin HerthZoom
Steckbrief von Benjamin HerthFoto: HBW Balingen-Weilstetten

Dass Benjamin Herth nicht gleich in die Stammformation durchrauscht, passt zu seinem bisherigen Karriereverlauf. Der in Biberach geborene Rückraumspieler und Linksaußen ist ein Spätstarter. Das war in Balingen nicht anders. Im Jahre 2003 wechselte er von seinem ersten Verein, der TG Biberach, zu Balingen-Weilstetten. Drei Jahre musste er vorwiegend für die zweite Mannschaft auflaufen, bis Trainer Rolf Brack ihn bei den Profis aufnahm. So richtig aufwärts ging es mit seiner Karriere trotzdem nicht. Ein komplizierter Bruch des Daumens warf ihn zurück. Erst nach zwei Jahren, in denen er zwischen der ersten und zweiten Mannschaft hin- und herpendelte, war er wieder in Bestform. Bis dahin gab es sogar einige Phasen, in denen er darüber nachgedacht haben soll, seine Karriere zu beenden. 

Im Jahre 2009 der Durchbruch 

Im Sommer 2009 schlug zum ersten Mal die große Stunde von Benjamin Herth. Ursprünglich plante Trainer Rolf Brack mit den neuen Mittelmännern Sandro Catak und Mare Hojc. Für Herth, der damals nur Insidern ein Begriff war, schien kein Platz zu sein. Doch als Catak und Hojc sich langfristig verletzten, hatte der Trainer keine Wahl: Er musste Herth, der zuvor meist als Linksaußen gespielt hatte, im Rückraum einsetzen. Genau das erwies sich als ein Glücksgriff. “Benjamin hat die Rolle ausgefüllt, wie sich das kaum einer vorstellen konnte”, sagte Brack gegenüber dem Handball Magazin. 

Privat braucht er kein Halligalli 

Dass Benjamin Herth Balingen-Weilstetten bis heute die Treue hielt, liegt nicht zuletzt an seiner Verbundenheit zu dieser Region. “Es hätte sich richtig lohnen müssen, wenn ich den Schritt von Balingen weggegangen wäre”, sagte er einmal gegenüber dem Handball Magazin. Er weiß die ruhige Lage in Balingen sehr zu schätzen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, der ukrainischen Tennisspielerin Kateryna Avdiyenko, hat er eine Wohnung im Stadtteil Frommern bezogen. Kateryna tritt ihm zuliebe etwas kürzer, wird weniger auf Turnieren spielen und dafür vermehrt Tennisunterricht geben. Er genießt die ruhige Lage in seiner Wohngegend, brauche kein Halligalli, sagt er immer wieder. Im Sommer 2013, wenn sein Vertrag ausläuft, wird er sich allerdings die Frage stellen müssen, ob er noch einmal den Schritt zu einem Spitzenverein wagen möchte oder die gesamte Karriere in Balingen verbringen möchte. Die Antwort ist ungewiss. 

Quelle: Schwäbische Zeitung, Handball Magazin
Autor: Oliver Jensen
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