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Anders Eggert: Mit dem Herzen auf der Zunge

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Anders Eggert von der SG Flensburg-HandewittFoto: Eibner-Pressefoto
11.09.2012 - 13:11 Uhr

Anders Eggert ist ein Mensch, der sein Herz auf der Zunge trägt. Nachdem die SG Flensburg-Handewitt kurz vor Saisonbeginn den Norden Cup gewann, dabei den THW Kiel hinter sich ließ, nahm er kein Blatt vor den Mund. “Es macht natürlich Spaß, in Kiel zu gewinnen. Daran müssen sich die Kieler gewöhnen”, sagte er selbstbewusst. Aussagen wie diese gab es in der Saisonvorbereitung anderswo kaum zu hören. 

Ob nun in Flensburg, Hamburg oder Berlin - die meisten Spieler möchten keinen Konkurrenzkampf mit dem THW ausrufen. Zu übermächtig, zu stark besetzt erscheint der Rekordmeister. Es passt zu Anders Eggert, dass er sich darüber nur wenig Gedanken macht. Der nur 1,79 Meter große Linksaußen spricht offen aus, was in seinem Kopf vorgeht. Eine Eigenschaft, die ihn in der Campus-Arena längst zum Publikumsliebling gemacht hat. 

Hochzeit und Olympia 

Ein ganz besonderer Sommer liegt hinter Anders Eggert. “Die Olympischen Spiele waren in meiner sportlichen Karriere ein richtiges Highlight. Aber das Bewegendste für mich war meine Hochzeit”, erzählt der 30-Jährige. Seine Lebensgefährtin Lisa lernte er vor vier Jahren im Urlaub auf Lanzarote kennen. Nun gaben sie sich das Jawort. Es war nicht ganz einfach, zwischen Bundesliga und Olympia einen freien Termin zu finden. “Als unsere Teilnahme in London sicher war, haben einige dänische Spieler den Nationaltrainer gefragt, ob er einen Tag nennen kann, an dem Taufen, Hochzeiten oder sonstige familiäre Planungen möglich sind. Er bestimmte den 23. Juni. Die Planung war dadurch einfach.” Der Spaßvogel verdrückte bei der Zeremonie einige Tränen. “Ich habe irgendwas in den Augen gehabt”, fügt er lachend hinzu. 

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Anders Eggert wurde mit Dänemark Europameister 2012Foto: Eibner-Pressefoto

Die Olympischen Spiele verliefen weniger erfreulich. Die dänische Nationalmannschaft, die als amtierender Europameister zu den Favoriten zählte, scheiterte im Viertelfinale gegen Schweden. Trainer Ulrik Wilbek sorgte bereits im Vorfeld für Aufsehen, weil er außer Anders Eggert nur einen einzigen Linksaußen mitnahm. Der 95-malige Nationalspieler unterstützte die Entscheidung des Trainers: “Ich habe keinen Druck, dass ich ausgewechselt werde. Ich kann so den Fokus auf mein eigenes Spiel richten, denn ich weiß, dass ich das 100-prozentige Vertrauen des Trainers genieße.“ 

Die Enttäuschung, dass es in London nicht für eine Medaille reichte, hat er mittlerweile verdaut. Seine ganze Aufmerksamkeit gilt der SG Flensburg-Handewitt. „Ich möchte gerne einmal Deutscher Meister werden“, sagt er. „Das habe ich bisher nicht geschafft. Wann das möglich ist, wird man abwarten müssen. Wir haben eine langfristige Planung. Irgendwann wollen wir den Titel.“ 

Der Torschützenkönig 

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Anders Eggert von der SG Flensburg-HandewittFoto: Eibner-Pressefoto

So lange Anders Eggert zurückdenken kann, steht Handball bei ihm im Mittelpunkt. “Ich habe praktisch mein ganzes Leben lang gespielt”, erklärt er. “Meine Eltern waren beide Trainer, sie haben mich mit in die Halle genommen und es hat einfach nur Spaß gemacht.” Als er die Auswahlmannschaften durchlief und für die Jugend-Nationalmannschaft spielte, stand für ihn fest: Er möchte Profi werden. Mit zehn Jahren gab er dafür sogar sein zweites Hobby, das Tennisspielen, auf. Als 17-Jähriger ging er zum Silkeborg KFUM und verbrachte hier seine ersten vier Profijahre, bis GOG Svendborg ihn unter Vertrag nahm. Der Wechsel sollte sich lohnen: 2004 gelang die Meisterschaft, 2003 und 2005 der Pokalsieg. Er galt bereits als der beste Linksaußen der Liga, als die deutschen Bundesligisten auf ihn aufmerksam wurden. 2006 wechselte er zur SG Flensburg-Handewitt. 

Der Durchbruch in Deutschland blieb ihm zunächst verwehrt. An dem dänischen Rekordnationalspieler Lars Christiansen war kein Vorbeikommen. Anders Eggert kam nur selten zum Einsatz. Nach einer kurzen Ausleihe in die Heimat zu Skjern Handbald gelang in der Saison 2011/2011 der große Durchbruch in der Bundesliga. Mit 248 Toren wurde der sympathische Mann aus Aarhus Torschützenkönig. Lars Christiansen war bereits in seine Heimat zurückgekehrt. Seine Fußstapfen waren für Anders Eggert nicht zu groß. “Ich möchte der beste Spieler auf meiner Position werden. Weltweit”, stellt er klar. 

Der Sport bereitet ihm Freude. Er möchte gar nicht darüber nachdenken, wann seine Karriere beendet sein könnte. “Ich hoffe, dass ich noch zehn Jahre Handball spielen kann.” Eine ambitionierte Aussage für einen 30-Jährigen. Er trägt sein Herz eben auf der Zunge.

Autor: Oliver Jensen
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