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33:16 über Österreich: Mit Rückenwind aus Kassel nach Rouen

09.01.2017 - 21:59 Uhr

Wenn die Rothenbachhalle in Kassel ein gutes Omen ist, dann steht einer erfolgreichen Weltmeisterschaft in Frankreich nichts mehr im Wege. Auf den Tag genau ein Jahr nach dem 26:25-Testspielsieg über Island an gleicher Stelle, gelang den Bad Boys am Montagabend ein überragend herausgespielter 33:16 (17:11)-Erfolg über Österreich im letzten Test vor der WM, die für die DHB-Auswahl am Freitag mit der Partie gegen Ungarn beginnt.

Vor 4300 begeisterten Fans in der ausverkauften Halle in Kassel waren Tobias Reichmann, Jannik Kohlbacher und Steffen Fäth mit je vier Treffern die besten Werfer beim Europameister– sechs Tage, nachdem das Team von Dagur Sigurdsson mit einem 30:21 über Rumänien in Krefeld die kurze WM-Vorbereitung eingeläutet hatte.

Als Kapitän hatte der Kieler Patrick Wiencek die deutsche Mannschaft aufs Feld geführt. Der reguläre Spielführer Uwe Gensheimer war nach dem Tod seines Vaters kurzfristig zu seiner Familie nach Mannheim gereist.

Angetrieben vom anfangs überragenden Kieler Nykola Bilyk, der sieben seiner insgesamt acht Treffer vor der Pause erzielte, gaben die Österreich bis zum 5:2 den Ton an. Nach einer frühen Auszeit von Dagur Sigurdsson, der bis 2010 die Gäste trainiert hatte, wendete sich das Blatt aber schnell. Unter anderem kam ab der zehnten Minute Holger Glandorf aufs Feld, der bei seinem bärenstarken Comeback im Nationalteam nach zweieinhalbjähriger Pause drei schnelle Tore erzielte. Der Flensburger wird zwar nicht mit nach Frankreich reisen, steht aber weiter auf Abruf bereit.

Auch weil Torwart Andreas Wolff sich erheblich steigerte, drehte die DHB-Auswahl das Spiel in Windeseile. Innerhalb von 14 Minuten wurde so aus dem 2:5 eine 12:8-Führung, die unter anderem durch einige Hämmer von Julius Kühn und sehenswerte Treffer von Rechtsaußen Patrick Groetzki bis zur Pause auf 17:11 ausgebaut wurde.

Und nach dem Seitenwechsel ging es genauso erfolgreich weiter: Nach vier deutschen Treffern in Folge war der Vorsprung beim 21:11 erstmals zweistellig, Österreichs Trainer Patrekur Johannesson nahm postwendend seine nächste Auszeit. Aber der Hunger der Bab Boys war noch lange nicht gestillt. Nach vielen sehenswerten Kombinationen und Treffern stand nach 44 Minuten ein 25:12 auf der Anzeigentafel. Als Niclas Pieczkowski zum 26:14 traf, hatten sich alle im Angriff eingesetzten deutschen Spieler in die Torschützenliste eingetragen.

Und die Abwehr um Finn Lemke stand wie eine Wand, ließ in den ersten 24 Minuten nach dem Wechsel nur noch drei Treffer der Gäste zu und setzte sich auf 29:14 ab – am Ende betrug die Differenz 17 Tore.

Mit 15 Spielern (mit Gensheimer, ohne Glandorf) wird die DHB-Auswahl am Mittwoch per Bus die Reise in den französischen WM-Spielort Rouen antreten. Dort steht am Freitag (17.45 Uhr, wie alle WM-Spiele live auf www.handball.dkb.de) das erste Vorrundenspiel gegen Ungarn auf dem Programm. Weitere Gegner sind Chile, Saudi-Arabien, Weißrussland und zum Vorrundenabschluss am 20. Januar Kroatien. Die ersten vier Mannschaften jeder Gruppe qualifizieren sich für das Viertelfinale.

Deutschland – Österreich in Kassel 33:16 (17:11)

Deutschland: Heinevetter, Wolff; Lemke, Wiencek (2), Reichmann (4/2), Glandorf (3), Fäth (4), Groetzki (3), Häfner (2), Dahmke (2), Kühn (3), Ernst (2), Pieczkowski (2), Kohlbacher (4), Drux (2)

Österreich: Bauer, Aleksic; Herrmann, Bozovic (4), Frimmel (1/1), Klopcic, Bammer, Zeiner, Schopf, Jelinek (1), Breg, Schiffleitner, Bilyk (8), Wagner, Santos, Neuhold (1), Kirveliavicius

Zuschauer: 4300. - Schiedsrichter: Immel/Klein (Deutschland). -  Siebenmeter: 3/2:4/3 (Reichmann verwirft – Frimmel scheitert an Wolff). - Zeitstrafen: 0:2 Minuten (xxxx - Wagner). - Spielverlauf:  2:2 (5.), 2:5 (8.), 6:6 (15.), 10:7 (21.), 14:9 (25.), 17:11 (Halbzeit) 19:11 (34.), 21:11 (37.), 25:12 (44.), 27:14 (49.), 29:14 (54.), 33:16 (Endstand)

Stimmen zum Spiel:

Bundestrainer Dagur Sigurdsson: Man sollte das Spiel nicht überbewerten. In den ersten 15 Minuten war Österreich stärker, dann haben wir sie über die Breite des Kaders und mit vielen Emotionen überrannt. Aber das wird nicht reichen gegen eine Mannschaft wie Ungarn, die körperlich viel stärker ist und mehr Erfahrung hat. Es war ein schönes Spiel heute von uns. Wir müssen uns aber sehr gut auf Ungarn vorbereiten, gerade taktisch.

Wir haben nicht viel zu verbessern, aber wir müssen die richtige Einstellung und die richtige Taktik finden, die Chancen gegen Ungarn sind weiterhin 40:60, dabei bleibe ich. Von der Papierform sind wir, Ungarn und Kroatien die stärksten Mannschaften in unserer Gruppe. Aber auch Weißrussland hat zum Beispiel gegen Island gewonnen und kann alle drei Teams schlagen. Chile dürfen wir ebenfalls nicht unterschätzen, schließlich hatten wir uns gegen Brasilien und Argentinien schwer getan. Wir haben eine schwierige Gruppe, da müssen wir erst einmal durch, alles andere ist Zukunftsmusik.

Die letzten Tage bis zur Abreise nach Frankreich am Mittwoch verbringen wir mit etwas Training und einer intensiven Vorbereitung auf Ungarn.

Holger Glandorf ist unser Notnagel, aber er war vorher nie bei mir vier. Deswegen war es für den Fall der Fälle wichtig, dass er fünf Tage bei uns mittrainiert hat. Er geht jetzt aber zurück nach Flensburg und wir rechnen nicht mit ihm.

Im ersten WM-Spiel kommt es nicht auf den 16. Spieler an, wir wollen alle Optionen haben, wenn etwas passiert, diesen 16. Spieler können wir auch später nominieren.

Patrick Groetzki: Wir haben gerade in der zweiten Halbzeit sehr stark in der Abwehr gestanden, allerdings ließen die Österreicher ab dem Moment nach, als Nykola Bilyk müde wurde. Mit wenigen Ausnahmen lief es auch im Angriff gut, wir haben viele Tore nach Gegenstößen und aus der zweiten Welle heraus erzielt. Mit diesen beiden deutlichen Testspielsiegen gegen Rumänien und Österreich reist es sich natürlich sehr gut zur WM. Aber man darf sich nicht blenden lassen, in Frankreich fangen wir bei Null an.

Paul Drux: Man heute gemerkt, dass alle Spieler heiß sind, auch wenn das Training in den letzten Tagen sehr intensiv war. Ich denke, wir haben heute ein tolles Spiel hingelegt. Wir gehören in Frankreich zu einem Kreis von sechs Mannschaften, die bei der WM zu den Favoriten zählen. Den Anspruch haben wir nun einfach. Aber wir müssen uns erst einmal auf Ungarn und den Rest der Vorrunde konzentrieren. Wenn wir die Gruppe erfolgreich hinter uns gelassen haben, sehen wir weiter.

Julius Kühn: Es war wichtig, dass wir nach dem Seitenwechsel weiter Druck gemacht haben und nicht so eine zweite Hälfte wie gegen Rumänien gezeigt haben. Unsere Abwehr stand kompakt, unsere Torhüter sind gut drauf und wir haben viele Gegenstoßtreffer erzielt. Wir haben jetzt noch ein paar Tage Zeit zum Arbeiten, dann geht es los. Es war toll, dass sich Holger Glandorf in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Das ist eine Ehre, neben einem solchen Spieler aufzulaufen

Österreichs Trainer Patrekur Johannesson: So eine deutliche Niederlage tut natürlich weh. In den ersten 15 Minuten haben wir gezeigt, was wir können. Wir haben eine junge, neue Mannschaft, die im Vergleich zur WM 2015 in Katar über 1000 Länderspiele absolviert hat. Und wir können vieles aus diesem Spiel lernen. Die Spieler haben den Unterschied gesehen, wenn man körperlich topfit und technisch so stark ist. Nykola Bilyk ist derzeit der einzige Spieler, der das Niveau wie die Deutschen hat. Bis zur EM 2020 sollten wir länger als nur 15 Minuten mithalten können, das ist unser Ziel.

Quelle: dhb.de
Autor: Handball.de
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